Bei klasse Windbedingungen ging es auch in dem sehr kleinen Musto-Feld heiß her auf der diesjährigen Finn-&-Musto-Regatta am Urnersee. Während einige gemeldete Segler (möglicherweise ???) aufgrund von teils irreführenden Wetterprognosen nicht den Weg zur Regatta am Urnersee fanden, ließen sich die angereisten Musto-Segler nicht beirren: der Urnersee ist ein klasse Revier für das Musto Skiff das nur selten enttäuscht. Bei zuweilen starker, zuweilen aufgelockerter Bewölkung konnten alle ausgeschriebenen Wettfahrten gesegelt werden. War der Samstag mit 4 bis 5 bft (in Böen 20 bis 28 Knoten) gesegnet, wurde der Sonntag etwas ruhiger: bei 3 bft (in Böen bis 18 Knoten) war es aber weiterhin ein schöner Trapezwind. Ein paar persönliche Eindrücke schildert uns Gilbert (GER 580):
kurze Nacht, zügige Anfahrt und dann: Ablegen und ablegen
Ursprünglich wollte ich ja bereits am Freitagabend aufbrechen, aber die schwüle Münchener Hitze des Freitagabend sorgte dafür dass ich ein wenig träge das Wochenende einleutete und nicht mehr rechtzeitig abfahrbereit wurde. Aber ein Plan B sollte auch noch funktionieren: einfach den Wecker auf 05:15 Uhr stellen und bei deutlich angenehmeren Temperaturen spätestens um 06:00 Uhr losfahren ... . Naja, nach einer (zu) kurzen gewittrigen Nacht schaffte ich es letztlich viertel vor sieben loszukommen. Wenig verkehr, und so kam ich doch noch rechtzeitig um etwa 11 Uhr in Flüelen am Urnersee an. Natürlich war ich wiedermals auf Hilfe angewiesen, aber dank der Unterstützung von Alex und Viviane (Gipfeli zur Stärkung, Kaffee gegen die Müdigkeit, Schweizer Franken für die Meldegebühr, Gewebetape für alles mögliche) wurde alles gut: pünktlich zur Steuermannsbesprechung mit regattaklarem(?) Boot vor der berüchtigten Sliprampe in Flüelen.
Regattaklar (nee, alles klar ;-)) ... : wie ein überforderter Anfänger scheiterte ich gleich nach dem Ablegen erstmal daran aus dem Hafen zu segeln -- und legte mich nur wenige Meter hinter der Sliprampe erst einmal ab. Komisch, ich verstand noch nicht so ganz wieso ich die Schot und das Boot nicht richtig im Griff hatte. Mit Hilfe eines DRSC Helferteams auf einem Schlauchboot konnte ich das Boot in dem engen Hafen wieder aufrichten und den Hafen verlassen. Kaum hatte ich den Hafen verlassen erkannte ich was das eigentliche Problem war: das Segel war am einmal übergedrehten Baum angeschlagen, die Blöcke der Großschot klemmten also oben auf dem Baum, anstatt herunter zu baumeln, weder Auffieren noch Dichtnehmen sollten so reibungslos funktionieren. Abermals benötigte ich dringend Unterstützung durch ein Schlauchboot sodass ich ohne Kenterungen das Problem durch erneutes Einfädeln der Großschot lösen konnte.
Ein guter Start hilft auch in einem kleinen Feld (aber Kentern macht trotzdem langsam ;-) !)
Die Startbereich war nur wenige hundert Meter vom Hafen entfernt. Der Wind hatte in der Zwischenzeit schon recht ordentlich aufgebriest, und auch eine kleine Welle bildete sich hier ganz am Südende des Urnersees. Ich entschied für die erste Wettfahrt mein Schwert etwa 10 cm hochzuziehen. Ein sehr guter Start zwischen den die Startlinien markierenden Treibbojen und siehe da: ein doch recht guter Speed am Wind. Ich war wohl als erster auf der Layline, aber Alex und Roger, etwas länger auf der linken Seite geblieben, preschten bei ordentlich Druck nun ebenfalls herüber. Alex passierte (etwas sehr knapp) genau vor mir, Roger kurz hinter mir und auch Pierre-Ives, heute mit #1 unterwegs, war nich weit dahinter. Nur noch vielleicht 100 Meter bis zur Luvtonne, zweifelte ich kurz ob ich die Luvtonne noch kriege und musste auch am Ende ganz schön Höhe stehen um ein erneutes Umlegen zu vermeiden. Aber auch das klappte: damit also in der ersten Wettfahrt als erster um die Luvtonne! Einfach Super!
Roger und Alex waren allerdings etwas schneller in den Genimodus gewechselt und zogen innen unter Geni vorbei. Der Kurs schien etwas zu klein ausgelegt so dass man nach wenigen Sekunden Raumschots schon wieder in die Halse gehen sollte. Ordentlich Druck in der Luft dachte ich noch als ich die erste Halse prompt vergeigte, auch Pierre-Ives legte sich unweit mit Lilafarbenem Geni ab. Schnell Geni in die Tüte und wieder aufrichten. Pierre-Ives war genauso schnell dabei wie ich. Während ich gleich wieder das Pinkfarbene Tuch hochzog, begnügte sich Pierre-Ives mit dem Großsegel für den Rest dieses Schenkels. Kaum gesetzt geigte mein Boot aber vor dem Wind und ich verlor irgendwie erneut die Kontrolle: zweite Kenterung! Und so segelte auch Marc, gemütlich im Sicherheitsmodus ohne Geni (es war ganz schön am ballern gerade) an mir vorbei. Tja ... so schnell kann es gehen: erster an der Luvtonne wieder letzter an der Leetonne.
Es blieb turbulent, crazy, fun
Klar -- das Rennen geht weiter, und da 3 Runden zu absolvieren waren konnte ja auch noch das eine oder andere passieren. Allerdings verschwimmen meine Erinnereungen zuweilen in welcher der 9 Runden des Samstag das eine oder andere 'Highlight' passierte. So war es ja nicht nur der in den Böen-Phasen doch recht kräftige Wind mit dem man es zu tun hatte, nein -- auf der Bahn gab es auch so manchen Verkehr. Es tummelten sich gerade in der Nähe des Luvfasses bzw. am Westufer einige Surfer und viele Wing-Foiler ... auch waren etliche Anfänger mit diesen Wassersportgeräten unterwegs, und die hatten einen meist auf keinen Fall im Blick. Auch der Roger nam zuweilen direkten Kontakt mit den Surfern auf wie ich beobachten konnte ;-). Auch die eine oder andere Yacht sorge zuweilen für miese Abwinde auf der Regattabahn: also genau schauen bevor man umlegt was auf der Linie zu erwarten ist. Aber am spannendsten war doch immer wieder wo man sich befand wenn die Ausflugsraddampfer plötzlich diagonal durch den See pflügten. Sowohl Luv als auch Leeseitig war in deren Nähe mit allerhand Extraturbulenz zu rechnen. Marc kann da ganz sicher ein Lied von singen! Und das ganze dann wenn gerade Böen > 20 Knoten durchpfiffen: crazy fun!
Es blieb am Samstag bei drei Wettfahrten, aber da für den Sonntag ebenfalls Wind zu erwarten war, passte es allen Musto-Seglern gerade recht! Ganz mit Spannung erfüllt war ich noch auf das Anlegen in dem engen Hafen: war ich doch im Vorjahr schlicht mit geborgenem Segel wärend der durchlaufenden Schlechtwetterfront schlicht am Hafen vorbeigetrieben, ich hatte die Windrichtung etwas falsch eingeschätzt und kam nicht mehr ausreichend auf die Ostseite des Sees. Auch der Pierre-Ives hatte mir morgens klar versichert dass er nicht wieder vor habe auf einer der Inseln am Südufer des Urner Sees zu stranden :-) . Letztlich stimmte diesesmal bei allen Mustos die Abschätzung, und alle konnten bei achterlichem Wind mit geborgenem Segel sicher in den Hafen treiben.
Crazy war es, und wieder an Land war der hunger groß. Alex wollte unbedingt Fleisch essen, und so kam die Pizzeria nicht in Betracht. Aber gut-bürgerliche Schweizer Küche konnte man ebenfalls im Ort finden: Cordonbleu war zumeist die Wahl der Stunde, ein kurzweiliger Abend in einer lustigen Truppe. Dem Touristen aber sei gesagt dass die Abbildungen in der Eiskarte ein wenig irreführend sein können. Und wenn man das Eis und bedingt wie auf der Abbildung in der Karte haben möchte: alles kein Problem in der Schweiz (!), allerdings kosten viele Smarties auf dem Eis auch extra viel Geld , wie sich auf der Rechnung später herausstellte ;-).
Das Sontagswetter ähnelte dem des Samstag, allerdings war der Wind ein wenig schwächer, aber weiterhin schönen Trapezbedingungen, und so konnten die restlichen 3 Wettfahrten gesegelt werden. Alex gewinnt die meisten Wettfahrten und damit die Regatta, gefolgt von Roger, gefolgt von Pierre-Ives. Spass hat es gemacht! Ich bin im kommenden Jahr wieder mit dabei!
Die Ergebnisse:
Pl. | Segel# | Segler | Pts |
---|
1 | SUI 486 | Alex Greil | 6 (9) |
2 | SUI 436 | Roger Oswald | 9 (12) |
3 | SUI 353 | Pierre-Yves Pfirter | 14 (18) |
4 | GER 580 | Gilbert Brietzke | 17 (21) |
5 | SUI 192 | Marc FAAS | 25 (32) |
6 | SUI 407 | Stephan Züllig | 32 (39) |