Worlds 2025 Sydney Harbour

Worlds 2025 Sydney Harbour

Drei Schweizer Segler haben weder Kosten noch Mühen gescheut und sich aufgemacht vor der berühmten Kulisse des Sydney Harbours um den Titel zu kämpfen. Am Ende ist es “Turbo Andy” aus Südafrika der die Musto Skiff WM 2025 in Sydney Harbour für sich entscheiden kann. Alex hat einen ausführlichen Bericht hierzu gechrieben:

Einleitung

Vom 2.-10. Januar 2025 finden die Worlds in Sydney statt. Organisiert wird der Event von der Australischen Mustoskiff und B14 Klasse und dem Woollahra Segel Club im Rose Bay. Die ersten zwei Tage sind die Pre Worlds, die gleichzeitig auch die australischen Nationals sind. Gesegelt wird je nach Windrichten in verschiedenen Buchten des Sydney Harbours. Schnell müssen wir feststellen, dass im Sydney Harbour einen ganz anderen Wind weht… Schon beim Auslaufen müssen wir uns den Weg durch ein Bojenfeld suchen. Danach überqueren wir die Landepiste der Wasserflugzeuge welche 30m neben uns starten und landen. Ich finde das saugeil, vor allem wenn du am richtigen Ort stehst, hat man noch eine schöne Böe vom Flugzeug mit Kerosengeschmack. Danach überqueren wir die Hauptverkehrsachse vom Sydney Harbour, wo vom Fischerboot bis zum 250m Passagierschiff alles unterwegs ist. Am Anfang denkt man, das kommt nie gut unter Gennaker, aber man gewöhnt sich schnell dran. Ein grosses Lob geht da auch an die Sydney Harbour Ferries die mit ihren Katamaranfähren immer einen schönen Bogen um uns gemacht haben, auch wenn teilweise das ganze Feld kreuz und quer durch den Sydney Harbour geknattert ist. Von den Sydney Harbour Ferries können unsere Kursschiffkapitäne noch etwas lernen. Die sind ja schon überfordert wenn ein einziges Segelboot im Weg steht… Die privaten Fischer und Motorjachten haben weniger Verständnis und fahren teilweise haarsträubend durch unser Feld. Mit einem Fischer wird es sogar einen Crash an der Luvtonne geben.

Pre Worlds und Nationals

An den Pre Worlds segeln wir in der Bucht vor dem Tarangoo Zoo mit Blick auf die Sydney Harbour Bridge. Speziell ist, dass wir dort eine Spielfeldbegrenzung durch das Land haben. Zudem steht noch eine Yacht mitten im Kurs vor Anker. Gesegelt wird bei perfekten Süd Wind von 12- 16 kts. Die Rennen sind immer sehr spannend und man muss immer bis am Schluss wachsam sein. Durch die Flut gibt es auch immer sehr spezielle steile hackige Wellen, welche die Fähren dann noch ein wenig unberechenbarer machen. Ich mag es, wenn man teilweis unter Gennaker nur noch mit Schwert und Ruder im Wasser ist. Die Halsen muss man immer überlegt zwischen den Wellen legen. Der zweite Tag ist identisch. Es wurden an den Pre Worlds oder National insgesamt 4 Rennen gefahren.

WM Tag 1

Einen Tag später starten wir mit der WM. Der Wind bläst ca. 18-25 kts. aus Ost mit auslaufender Strömung, also richtig Hardcore. Es gibt Strömung gegen Wind, mitten in der Hauptverkehrsachse vom Sydney Harbour, denn der Start ist nördlich von Shark Island. Das Einwassern ist schon heftig, da wir gegen den Wind einwassern müssen. Man muss mit den Foils nur wenig eingesteckt von der Rampe weg kreuzen und durchs Bojenfeld knattern und da Ebbe ist, gibt es durch die Untiefen noch weniger Platz. Nach einem Frühstart starten wir nochmals. Dummerweise hat die Regattaleitung 10 Sekunden vor dem Start den Sportsocken hoch getan, aber das hat von uns niemand gesehen, so ballern wir alle los. Ich werde an der Kreuz zurückgepfiffen, denke, dass es ja vielleicht ein Frühstart war und verstecke mich ein wenig hinter der Landzunge vom Nelsonpark, da dort wenig Wind ist. Leider verpasse ich dadurch den neuen Start. Mit den letzten 5 Booten am Luvfass oben angekommen, möchte ich ganz selbstverständlich den Gennaker ziehen und schon lieg ich auf der Nase. Dann wird mir klar, wieso Paul aus Holland den Gennaker nicht sofort gezogen hat. Ja so sollte man nicht eine WM starten. Aus meiner Sicht habe ich nun einen Frühstart und einen Streicher. Ich raffe mich also zusammen und ziehe meinen Geni und eiere im safty Modus runter. Da doch auch andere am Baden sind, bin ich dann doch nicht Letzter. Zweiter Geni Kurs, gleiches Schlamassel beim Geni setzten, nun muss ich wirklich einsehen, wir segeln da im Sydney Harbour bei sau viel Druck und Welle. Der zweite Versuch gelingt mir, Halsen war auch kein Problem. Die Leeline passt auch, was bei 18 Kts Speed und einer Ziellinie von 50m immer eine Pokerpartie ist. Nach der Halse gebe ich nochmals Vollgas, da einige Boote in Reichweite sind. Den einen oder andern hole ich noch ein. Mit Rang 23 im Ziel bin ich nicht so zufrieden, aber die WM ist ja noch lang. Das zweite Rennen ist dann deutlich besser, ohne Kenterung und so lande ich in den Top 15.

WM Layday

Am Layday nehme ich mir Zeit, um mein Rigg und Boot zu kontrollieren und ich habe ca. 4 Einheiten weniger Spannung auf den Oberwanten gemessen mit dem Loos Messgerät. Demzufolge habe ich 4 Einheiten in einer guten Woche Spannung verloren was ca. 25kg entsprechen. Nun habe ich das Vorstag um ein ganzes Loch tiefer gesetzt, was sich am nächsten Tag ausbezahlen wird. Ich stelle auch fest, dass sich mein Mast, dort wo er gestossen ist, ein wenig gestaucht ist und kaum messbar kürzer ist. Die Hitze hat die Wanten sicher auch ein wenig länger gemacht. Da mein Boot ja auch schon einige Jahre alt ist sieht man auch ein wenig die Verformung bei den Wanten, was aber normal ist, solange es nicht zu viel ist.

Bildmaterial (Foto+Video Credit: © copyright downundersail.com )

WM Tag 2

Nach dem Layday segeln wir am zweiten Tag nochmals am gleichen Ort wie am ersten Tag. Der Wind ist ein bisschen entspannter bei 15- 18 kts! Strömung und Welle ist immer noch genau gleich. Wir gehen an die Regatten nach dem Motto: Amwind Vollgas geben und Downwind vorsichtig segeln und ja nicht Kentern! Pierre-Yves konnte bei diesen Bedingungen zwei sehr gute Resultate liefern. Da er ein relativ leichtes Kampfgewicht hat, ist er bei viel Wind im Nachteil und kann teilweise mit dem Upwindspeed nicht mithalten. Heute hat Pierre-Yves das irgendwie hingekriegt und ist überglücklich. Sein Problem war bisher oft an den WMs, wenn zu viel Druck war, dass ihm alle oben durch gefahren sind, weil er relativ leicht ist. Das neue Segel hilft diese Lücke ein wenig zu schliessen. Für mich ist es eine der schönsten WM Tage da der Wind, das Wetter und das Panorama perfekt ist.

WM Tag 3

Nun sieht der Wetterbericht nicht mehr so australisch aus. Es soll vier Tage durchgehend regen. Ich glaube das natürlich nicht, da ich noch nie mehr als 2h Regen in Down Under erlebt habe. Heute ist richtig Dampf angesagt und so ist es auch bei Regen und 25-35 kts. sehr böigem Wind. Die Rennleitung läuft irgendwann trotzdem aus und beobachtet draussen den Wind. Plötzlich ist es viel weniger und durch die Lautsprecher hören wir, dass es 10-15 Kts. Westwind hätte und wir bitte auslaufen sollen. Ca. 20min später als wir die Segel in der Abdeckung aufziehen, müssen wir feststellen, dass es wieder deutlich mehr Wind ist. Die Boote fliegen auf den Beachtrollys fast davon. Nachdem ein Grossteil auf dem Wasser ist, wird dann doch abgeschossen wegen zu ruppigen Bedingungen. Dasy ein Australier kentert vor Shark Island. Plötzlich schwimmt ein ca. 2.5m langer Hai bei ihm 3-mal ums Boot rum. Auch dem waschechten Australier fällt das Herz ein wenig in die Hose. Er trägt nun den Spitzname Shark bait also Haifischköder! Natürlich ist Wynes Bates, sein bester Kumpel, am Spitznamen schuld. Es ist üblich, dass am Abend die grössten Pechvögel gekürt werden. Da hat er natürlich gewonnen.

WM Layday

Der Wetterbericht für den nächsten Tag sieht genau gleich aus, deshalb sind die Rennen gleich abgesagt. Tatsächlich regnet es an beiden Tagen stark. Am zweiten Regentag regnet es sogar durchgehend.

WM Tag 4

Am vierten Tag segeln wir dann mit Südostwind. Das Luvfass ist zwischen Shark Island und Nelson Park. Der Start ist mitten in der Hauptverkehrsachse. Man kann taktisch die Winddreher von Shark Island und dem Kap gegenüber ausnutzen. Heute bläst der Wind zwischen 15-20 Kts, aber die Böen kommen immer dann, wenn du sie nicht brauchst, wie beim Gennakerbergen. Leider gehe ich 2-mal baden und das in den Top 5, aber die anderen gehen auch baden, deshalb kann ich trotzdem noch akzeptable Rennen fahren. Es ist sehr wichtig, im richtigen Moment Gas zu geben und den Anschluss nicht zu verlieren, aber in den gefährlichen Situationen runter vom Gas gehen und ja nicht kentern. Im oberen Teil des Regattakurses gibt es keine Wellen, aber im unteren Teil verursacht die Strömung ca. 90 Grad zur Tide einen komischen Seegang.

WM Tag 5

Am letzten Tag segeln wir nochmals zwei Rennen bei Südwind. Das Luvfass wird zwischen Shark Island und Point Peper gesetzt. Der Wind ist leicht bei 10-12 kts. Die Rennen sind knapp und spannend. Man muss immer gut schauen wo die Windabdeckung von Shark Island ist und wo man vom Land mit Winddreher profitieren kann. Pierre-Yves kann zwei super Platzierungen herausfahren. Mir lief es auch sehr gut. Fabrice hat Amwind ein wenig Problem mit dem Speed und der Höhe. Er hat aber einen riesigen Vorschritt innerhalb der WM gemacht und wird bei den Regatten in Europa sicher viel weiter vorne mitfahren. Fabrice hat jedes Rennen fertig gesegelt, was bei teilweise sehr harten Windverhältnissen eine grosse Leistung ist. Man muss auch bedenken, dass die Ersten ca. nach 30 Minuten ins Ziel kommen und die Letzten gut mal 45 min. haben. Das heisst, nach zwei Rennen sind die Hinteren schon 3 Rennen zeitlich gesehen gesegelt. Die Kenterungen brauchen zusätzlich auch viel Energie. Bei so einem langen Event muss man schauen, dass man auch noch am letzten Tag segeln kann.

Schlusswort

Für mich war es bis jetzt die beste Weltmeisterschaft, da ich den Sydney Harbour einfach nur geil finde. Als ich als Kind die ersten Youtube Filme von 18 Footer Gran Prix sah, wusste ich, dass ich da mal segeln muss. Ich finde am Sydney Harbour spannend, dass kein Rennen gleich ist wie das andere und man nicht nur schnell segeln muss, sondern die Winddreher, Böen, Fähren, Motorboote, Fischerboote, Segelboote, Wasserflugzeuge, Insel usw. im Blick haben muss. Zudem war es wichtig zu merken, wenn es draufankommt auf Risiko zu fahren und Gas zu geben, aber wenn es nicht nötig war, runter vom Gas gehen und Kenterungen vermeiden. Viele gute Segler sind sau schnell unterwegs, aber gingen ständig Baden. Die Kenterungen von John Newman haben ihn den Sieg gekostet. Ich hoffe, ich darf irgendwann wieder im Sydney Harbour Musto WM segeln.

Nun wünsche ich euch einen angenehmen Winter und bis bald am Comersee!

Liebe Grüsse Alex

Bildmaterial (Foto+Video Credit: © copyright downundersail.com )

Tagesberichte in Englisch

Tagesberichte in Englisch gibt es auf der Webseite der internationalen KV:

Ergebnisse

Die Ergebnisse findet man unter folgendem Link: Results ACO 14th Musto Skiff World Championship 2025 (woollahrasailingclub.org.au)

Videos Worlds

Es gibt eine Videoplaylist im MustoSkiff-Kanal auf YouTube. Sie umfasst sämtliche Videos zur Veranstsaltung inklusive Trailer, Pre-Worlds etc. Für die Einbettung an dieser Stelle ist Deine Zustimmung erforderlich.


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